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„Morgen ist scheiß Montag“ – Elisa und die Garderobe

Aktualisiert: vor 1 Tag

Einer der gängigen Ordnungstipps, die sich hartnäckig als heiliger Gral halten, obwohl so viele Menschen an ihm scheitern: „Such erst einmal alles aus dem Haus zusammen, was auch zu dieser Kategorie, bzw. in diesen Wohnbereich gehört. Zieh alles aus den Schränken und bilde Kategorien.“


Elisa hat sich vorgenommen, Ordnung an der Garderobe zu schaffen. Ihr Freundin Mona ist zum Volleyball verabredet, da kann Elisa sich ungestört ans Werk machen.


Inhalte:


Möchte sie nun den Rat befolgen, alles aus einer Kategorie zusammenzusuchen, müsste sie sich erst einmal die Kategorie bewusst machen. An ihrer Garderobe hat es Taschen, Rucksäcke, den kleinen blauen Regenschirm, Jacken, Schuhe, Schals, Mützen, Handschuhe. „Outdoorkleidung“ vielleicht?


Das große Suchen beginnt

Elisa hängt sich eine dieser großen blauen Ikeataschen über die Schulter und marschiert zum Auto, um dort alles einzusammeln, was irgendwie nach „Outdoorbekleidung“ aussieht.


Danach geht sie auf den Dachboden, wo sie noch ein paar Reisetaschen weiß, in den Keller, um weitere Mützen und Schals hochzuholen. Als sie die Skihandschuhe sieht, gerät sie kurz ins Zweifeln; steckt sie dann aber kurzerhand ebenfalls in die große blaue Tasche.


Ein kurzer Check in ihrem Kleiderschrank und die Halstücher landen ebenfalls in der Tasche. Da fällt ihr ein, dass sie im Gartenhaus noch einen Sommerhut hat. Die erste große blaue Tasche ist mittlerweile voll. Sie schnappt sich eine neue und stapft zum Gartenhaus.


Es ist kaum ein Durchkommen, also stapelt sie 30 Minuten lang Blumentöpfe, sortiert ihre Sämereien und hängt die Geräte zurück an den Haken. Jetzt kommt sie endlich an den Sonnenhut und kann sogar noch ein Paar Gummistiefel, ein paar Gartenschlappen und einen Kittel für ihre Sammeltasche finden.


Jetzt, wo ihr kein Ort mehr einfällt, an dem sie noch nach Sachen aus der Kategorie „Outdoorkleidung“ suchen könnte, geht sie zurück an ihre Garderobe und sieht, was sie angerichtet hat: Sie kommt weder an die Garderobenhaken noch an das Sideboard. Der komplette Flur ist mit ihren Fundstücken zugestellt.


Elisa holt sich erstmal ein Glas Wasser in der Küche, wo ihr Blick auf die Wanduhr fällt.


Time is up!

Mist, sie muss jetzt anfangen, das Abendessen vorzubereiten.


Kam ihr gar nicht so lang vor, das Zusammensuchen im Auto, auf dem Dachboden im Keller und die Zeit im Gartenhaus. Was Mona wohl sagen wird, wenn sie nicht mal mehr ihre Sporttasche an der Garderobe abstellen kann?


Während Elisa das Gemüse schnippelt, ärgert sie sich: Das hat alles viel zu lange gedauert. Im Gartenhaus hab ich mich total ablenken lassen. Jetzt ist alles schlimmer als davor.


Das Piepsen des Rauchmelders reißt sie aus ihren Selbstvorwürfen. Im selben Moment hört sie Mona im Flur lachen: „Na, das hat ja toll geklappt!“


Elisa steigen die Tränen in die Augen. Mona, die Sporttasche noch über der Schulter, steigt auf einen Stuhl, stellt den Rauchmelder aus, öffnet das Fenster und nimmt Elisa tröstend in den Arm. „Morgen ist auch noch ein Tag.“


Elisa schluchtzt: „Morgen ist scheiß Montag!“


Das Garderobenprojekt hat einen Zustand und ein Ausmaß angenommen, dass Elisa wie gelähmt zurücklässt. Nicht nur ist sie heute gescheitert. Sie ist mal wieder gescheitert.


Sie weiß, wie viel Energie es sie kosten wird, das Projekt wieder aufzunehmen. Jetzt, wo es schlimmer ist als zuvor. So viele Gegenstände – ein riesiger Berg an Dingen. Ein Mount Everest an Entscheidungen.


Die Stolpersteine von „erst einmal alles zusammensuchen.“

Erst einmal alles aus einer Kategorie zusammenzusuchen, birgt folgende Stolpersteine. Die alle den Erfolg deines Ordnungsprojekts gefährden:


  1. Undefinierte Kategorien, die tendenziell während des Zusammensuchens eher größer werden.

  2. Gefahr der Ablenkung in anderen Bereichen, in denen du Gegenstände aus derselben Kategorie suchst.

  3. Überwältigung ob der schieren Menge und daraus resultierend

  4. ein Platzproblem.


Ist dir aufgefallen, dass Elisa sich nicht die Zeit genommen hat, zu definieren, um welche Kategorie sie sich gerade kümmert? „Outdoorkleidung vielleicht“ und schon ist sie losgelaufen.


Wenn du dir einen einzelnen Tipp herauspickst, ohne die Schritte vorher auch zu machen, kann er nicht funktionieren. Das gilt eigentlich für alle Bausteine aller Methoden – sorry to say.


Wie hätte Elisa ihr Garderobenprojekt angehen können, um ihr Ziel zu erreichen?


Statt alles aus einer Kategorie zusammenzusuchen

Zielklarheit

Klarheit darüber schaffen, was das Ziel ist. „Ordnung an der Garderobe schaffen“ war Elisas ursprüngliches Ziel.


Zeitmanagement

Elisa hatte einen zeitlichen Rahmen. Von Monas Verlassen der Wohnung bis zum Vorbereiten des Abendessens. Sie hat die Zeit aber völlig aus den Augen verloren. Unterschätzt, wie lange alles dauert. Nicht gemerkt wie die Zeit vergeht, als sie die Sachen zusammengesucht hat.


Mit einem Zeitpuffer, um vom aufräumen aufzuräumen, hätte sie ein externes Signal erhalten, ihr Garderobenprojekt zumindest für heute auf einen Stand zu bringen, der für die kommende Woche funktioniert.


Kategorie definieren


Produktbild Meine Katgeorien Workbook

Um Ordnung – also einen Überblick über die Dinge und feste Plätze, an die man gut herankommt, dort wo man die Dinge braucht – zu schaffen, muss Elisa wissen, was an die Garderobe gehört und was nicht. Das ist die Kategorie.


Wenn du dir einen Überblick über deine Kategorien schaffen möchtest, schau doch mal ins Workbook „Meine Kategorien“.





Fokus auf Ziel und Kategorie

Wenn die Garderobe ordentlicher werden soll und die Kategorie lautet „Alles, was wir benötigen, wenn wir aus dem Haus gehen“ muss von der Garderobe weg, was dort nicht hingehört.


Mut zur Prokrastination

Ein Haus verliert nichts. Elisa hätte den Sonnenhut im Gartenhaus gefunden. Oder stattdessen die Basecap von der Garderobe genommen. Ordnung im Gartenhaus, dem Keller und auf dem Dachboden war heute nicht das Ziel.


Was Elisa da heute passiert ist, erleben viele Menschen, die das Konzept von Ordnung noch nicht verstanden haben. Sie greifen auf einen einzelnen Tipp zurück, der für alle anderen zu funktionieren scheint. Der Frust ist groß, der Selbstwert sinkt. Elisa hat es nicht falsch gemacht. Sie hat es so gut gemacht, wie sie es heute konnte.


Viele liebe ordentliche Grüße,

Deine Sarah


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