Wenn Putzen eine Gameshow wäre
Gratulation, du wurdest ausgewählt als TeilnehmerIn in einer nagelneuen Gameshow. Als Gewinn wartet ein nagelneues Auto wie 20.000 €. Natürlich sagst du zu.
Du hast in den Wochen davor Bestsellerlisten auswendig geübt, deine Kondition trainiert und Geschicklichkeitsspiele gespielt. Denn um was es bei dieser Gameshow geht, welceh Fähigkeiten dich ans Ziel bringen, wurde dir nicht verraten.
Nervös stehst du im Fernsehstudio. Das Publikum jubelt. Oliver Geissen stellt dich und die anderen 9 TeilnehmerInnen vor und schon beginnt das erste Spiel. Du dehnst dich nochmal und fühlst dich bereit.
In einem Regal sind alle Putzutensilien aufgestellt, die du auch in einem Drogeriemarkt finden würdest. Gegenüber vom Regal befinden sich 10 Türen.
Dahinter befinden sich 10 identische Badezimmer. Die Aufgabe lautet: Putze das Bad.
Mehr nicht. Keine weitere Information.
Du hast keine Ahnung, was du tun musst, um zu gewinnen.
Was haben sich die Spielentwickler gedacht?
Gewinnt die Person, die am schnellsten putzt?
Die, die am gründlichsten putzt?
Die die am wenigsten Putzmittel benutzt, oder die die die nachhaltigsten Putzmittel benutzt?
Oder werden vielleicht die einzelnen Handgriffe gezählt?
Was wenn es garnicht um das Waschbecken geht, sondern um die Deckenlampe?
Ja du kannst wohl nur verlieren.
Und genau so fühlen sich Familienmitglieder, die nicht wissen, was eigentlich erwartet wird, wenn sie im Haushalt helfen sollen.
Bevor wir das jetzt aufdröseln: Achtung Haftungsausschluss!
Ich habe als Kind beigebracht bekommen, wie man putzt, kocht und Wäsche wäscht. Der wöchentliche Putztag war einer meiner Lieblingstage.
Ich bin für den Großteil der Hausarbeit zuständig und fein damit.
Ich selbst habe keine Kinder.
Trotzdem hoffe ich, dass du mir ein wenig Vertrauen entgegenbringst, in meine Erfahrungen aus über 5 Jahren Ordungscoaching mit Menschen, die selbst nie gelernt haben, wie man einen Haushalt führt, Paare die sich lange nicht über die Aufgabenverteilung einig werden und Elternteile die hauptsächlich die Carearbeit übernehmen und sich damit alleine gelassen und überfordert fühlen.
Gameshow Host Melanie
Melanie hat sich an mich gewandt um Ordnung in ihre Papiere zu bekommen, ihren Kleiderschrank auszumisten und die Küche besser zu strukturieren. Melanie* ist gerade 40 geworden. Ihre beiden Kinder Paul und Mila sind 12 und 8 Jahre alt. Melanie arbeitet seit 5 Jahren wieder in Teilzeit, ihr Mann Tobias ist Vollzeit im Außendienst tätig und kommt oft nach 19 Uhr erst nach Hause.
In unserer fünften Onlinecoaching-Session ist sie sichtlich müde und erschöpft. Im Bildausschnitt im Meetingfenster sehe ich hinter ihr den Staubsauger an der Wand lehnen und neben ihr auf dem Küchentisch einen großen Berg Wäsche..
“Sarah, immer muss ich alles alleine machen. Niemand hilft mir hier im Haushalt. Ich hab keinen Bock mehr. Manchmal würd ich am liebsten für 14 Tage einfach in ein Hotel ziehen und mich um nichts mehr kümmern müssen.”
“Und dann?”
“Nix und dann. Dann würde die scheiße ja wieder von vorne anfangen. ”
“Melanie, du leistest unglaublich viel. Ich finds ne klasse Idee, wenn du mal ein paar Tage Auszeit vom Alltag und einfach eine entspannte Zeit für dich einrichtest. Magst du dir mal als “Hausaufgabe” überlegen, wie so eine Auszeit aussehen könnte? Wohin und wie lang und was du dort machen oder eben nicht machen möchtest? Das ist der eine Teil deines Frusts. Der andere scheint der Haushalt zu sein?”
“Ja das hört ja nie auf. Immerhin sind die Kinder jetzt schon größer und brauchen nur noch zwei Garnituren Klamotten pro Tag statt acht.” da muss Melanie jetzt selbst lachen. “dafür braucht Paul jetzt wieder 8 statt 3 Mahlzeiten pro Tag. Ich sag dir Sarah, mein Tag besteht zu 90 % aus Haushalt. Und alles bleibt an mir hängen. Von denen hat keiner ne Ahnung was hier zu tun ist und wenn sie dann einmal all Vollmond helfen wollen, dann muss ich hinterher noch mal drüber weil’s so schludrig gemacht ist.
An dieser Stelle verlassen wir das Gespräch zwischen Melanie und mir und sprechen mal ganz allgemein über mögliche Gründe, wieso die Hausarbeit an einer Person hängen bleibt.
Niemand weiß wirklich was zu tun ist
Niemand im Haushalt hat einen Überblick, was wie oft und wann zu tun ist. Eine Person fühlt sich am meisten verantwortlich dafür, den Haushalt zu schmeißen, oder hat sich bereit erklärt die Hausarbeit maßgeblich zu übernehmen und die macht halt das, was ihr gerade auffällt.
Aber ohne einen Plan dahinter.
Wenn sie dann gefragt wird, was man helfen kann, sagt sie entweder das nächstbeste was ihr gerade einfällt oder “na wenn du das nicht siehst, weiß ich auch nicht”
Die anderen bekommen den Eindruck, dass die Hausarbeit einem geheimen undurchschaubaren Plan folgt.
Mit der Magic 7 Haushaltsmethode erstellst du zum Schluss eine übersichtliche visuelle Erfolgskontrolle. Dort sind alle Aufgaben zu sehen. Unterteilt in “bereits erledigt” und “noch zu erledigen”.
Niemand weiß wirklich wie es zu tun ist
Gehört zum Bad putzen auch Handtücher wechseln? Mülleimer ausgewaschen? Toilettenpapier auffüllen? Auf dem Schrank wischen? Im Schrank wischen? Fugen mit der Zahnbürste schrubben?