In meiner letzten Wohnung baute ich die innenliegende Abstellkammer zu einem begehbaren Kleiderschrank um, das schien mir irgendwie logisch. Und das, obwohl mir meine Kleidung recht egal war - in alle vorstellbaren Richtungen.
Zum einen machte die Dachschräge das Aufstellen von einem Schrank schier unmöglich, zum anderen hatte man das "doch jetzt so", dachte ich Modemuffel. Ich war nie besonders an Mode interessiert, noch hätte ich "Shopping mit der Freundin" als Hobby bezeichnet. Trotzdem war mein Kleiderschrank immer voll - voll "nichts anzuziehen".
Zum ersten mal richtig bewusst meinen Kleiderschrank ausgemistet, habe ich erst vor vier Jahren. Direkt nach oder noch während ich Marie Kondos Bestseller laß. Seither fällt es mir in der Regel leicht, Fehlkäufe gar nicht erst zu machen oder sie schnell wieder gehen zu lassen.
Wie gesagt, für gewöhnlich fällt mir das leicht. Im vergangenen Jahr hab ich meinen Bürojob gekündigt, eine Farbberatung - mit überraschenden Erkenntnissen - gemacht; das Gärtnern und auch endlich Second-Hand-Geschäfte für mich entdeckt. Das alles in Summe hat mein Kleiderschrankkonzept ziemlich durcheinander gewirbelt.
Immer wieder hatte ich Kleidungsstücke in der Hand an denen ein großes Fragezeichen hing. Alte Sarah? Neue Sarah? Zukunfts-Sarah? Die Kleiderstange war überfüllt. Ein einziges Gewühle in den Schubladen. Also war es Zeit mal wieder auszumisten: Entscheidungen zu treffen, Platz zu schaffen.
Hier stelle ich dir meine all-time-favourite Tipps für den Kleiderschrank vor.
Vorbereitung - Aktuelle Situation, Erwartungen, gewünschtes Ergebnis
Hilfsmittel bereitstellen
10 Tipps für deinen Kleiderschrank
Durchziehen - richtig abschließen
realistische Erwartungen
Um Enttäuschung, Demotivation und das viel befürchtete Weggeben von Dingen die man später doch vermisst, zu verhindern, solltest du dir über deine Ausgangssituation bewusst sein und welche Erwartungen du an dein Ausmistprojekt haben kannst.
Hast du beispielsweise gerade ein Kind auf die Welt gebracht und passt noch nicht wieder in deine Vor-Schwangerschafts-Kleidung, so wäre das ein schlechter Zeitpunkt jetzt nach dem Motto "ich behalte nur, was gerade auch passt" auszumisten.
Oder wenn du dich gerade beruflich in einer Neuorientierung befindest und noch nicht weißt, wo die berufliche Reise hingehen soll, wäre das ein schlechter Zeitpunkt die Businesskleidung auszusortieren.
Wenn du deine Ausgangssituation kennst kannst du auch realistische Wunschergebnisse für den Bereich festlegen, den du anpacken möchtest.
Wunschergebnisse festlegen
Solche Wunschergebnisse für Bereiche könnten lauten:
mehr Platz im Schrank: Wieviel Prozent / Stücke / Tüten voll Kleidung möchtest du aussortiert haben?
soviel Platz schaffen, dass Sommer und Wintergarderobe zusammen in den Schrank passen
dich endlich von Kleidern trennen, die seit Jahren nicht mehr passen
Nur noch Kleidung besitzen, die du wirklich gerne trägst
Nur noch Kleidung besitzen, die zu deinem neuen Stil passt
Hilfsmittel
Für jedes Aufräumprojekt empfehle ich dir diese 5 Dinge, um zu starten. Je nach Bereich wirst du sie etwas abwandeln, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Für den Kleiderschrank empfehle ich dir,
zu schauen, dass möglichst alles aus der Wäsche da ist. Nur wenn nicht die Hälfte deines Kleiderschranks gerade im Wäschekorb, in der Waschmaschine oder auf der Trockenleine sind, kannst du dir einen Überblick verschaffen. Und ähnliche Teile miteinander vergleichen.
Ich habe mir für dieses Auffrischungs-Ausmistprojekt eine Stunde Zeit eingeräumt und dann davon die 20 Prozent abgezogen, sodass nach 48 Minuten der Wecker auf meinem Handy geklingelt hat.
Außerdem habe ich mir eine To-do-Liste zurechtgelegt, sollten mir während des Ausmistens Dinge einfallen, die ich noch erledigen möchte.
Einen Handstaubsauger, sowie ein feuchtes Tuch um die Schubladen auszuwischen.
Diverse Taschen um zu sortieren in :
Das werde ich spenden
das kann in einen Altkleidersack
Dinge die zum Schneider sollen
Dinge, die ich noch färben möchte
1. Arbeite auch hier nach Kategorien
Egal wie dein Kleiderschrank angeordnet ist, schau, dass du alle T-Shirts zusammenbringst und einmal durchgehst, alle Hosen, alle Pullover,… Die Sachen die kategorisch zusammengehören. Nur so kannst du auch entscheiden. Ich habe beispielsweise zwei schwarze Stoffhosen aus meiner Zeit im Bürojob. Eine wird mir genügen - gut möglich dass sogar die bald rausfliegt. Um zu entscheiden, welch bleiben darf, solltest du:
2: Anprobieren und fühlen
Im Zweifel immer anprobieren. Wenn du nicht mit einem beherzten JA auf ein Kleidungsstück reagierst, probier' es an statt auf deine Gedanken („aber vielleicht brauche ich irgendwann eine zweite schwarze Stoffhose“) zu hören. Wenn es dir nicht gefällt, nicht sitzt, sich nicht gut auf der Haut anfühlt, dann kann es weg.
Nur wenn du beide Hosen auch siehst, anprobierst und fühlst, wirst du dich für die eine oder die andere entscheiden können.
3. Die Spendenkiste
Viele Ausmist-Vorhaben scheitern daran, dass man sich dafür Zeit nehmen sollte und eine gewisse Planung nötig ist. Aber wann treffen wir eigentlich diese Entscheidungen für oder gegen ein Kleidungsstück? In unserem Alltag.
Immer wenn du ein Teil in der Hand hast und es wieder einmal zurück hängen möchtest, weil du es auch heute, wie gestern und vorgestern, nicht anziehen möchtest, gibt es keinen Grund, dieses Gefühl, diese Entscheidung nicht dankend anzunehmen und direkt umzusetzen.
Die Spendenkiste, oder -tasche, -koffer, -tüte, hilft dir quasi nebenher täglich auszumisten. Stell sie im oder neben dem Schrank auf und jedes mal wenn du über so ein Teil stolperst legst du es dort rein. Die Spendenkiste ist ein visuelles Signal dass dich erinnert, dass die Alternative zum Zurückhängen das Loslassen ist.
4. Hängen oder Falten?
Bitte falte deine Kleidung nur nach Konmari und stelle sie in Kisten auf, wenn dir das Freude bereitet , oder du darauf angewiesen bist, den vollen Platz in deinem Schrank auszunutzen.
Wenn du diese Faltmethode nur anwendest, weil "man das ja jetzt so macht", wirst du das nicht lange durchalten, genervt und demotiviert sein und dadurch eine größere Unordnung in deinem Kleiderschrank verursachen.
Ich besitze nicht so viel, dass ich auf den Platzsparfaktor angewiesen bin, und mir gibt das Falten auch nichts beruhigendes oder eine besondere Verbindung zu meiner Kleidung. Deshalb: nein, ich falte meine Klamotten nicht!
5. Gleiche Bügel
Beim Aufhängen würde ich dir - speziell bei offenen Kleiderschränken oder Kleiderstangen - immer gleiche Bügel empfehlen, da wo es möglich ist. Es macht einfach ein schöneres ruhigeres Bild.
6: Winter- und Sommergarderobe beisammen
Unterscheide räumlich nur zwischen Winter- und Sommergarderobe, wenn dein Platz das nicht anders zulässt.
Das gibt dir die Chance, auch im Winter mal ein Sommershirt drunter zu ziehen oder im Sommer einen Winterpulli überzuziehen, wenn es spät abends draußen kühler wird. Außerdem können sich dann auch ganz spannende Kombinationen ergeben.
Und du läufst nicht Gefahr, im Frühling Kleidungsstücke zu kaufen, die du bereits in deinem Sommerlager hast, aber von denn du nicht mehr weißt.
7. Wo befindet sich was?
Eine eigenen Schublade für Sportbekleidung? Oder doch lieber alle T-Shirts beisammen, egal ob Sport, der feine Zwirn oder Schlafshirt? Socken bei der anderen Unterwäsche oder bei den Hosen?
Du gibst das System an! vertrau da deinem Gehirn, deiner Intuition. Kategorisiere und ordne alles so an, wie es für dich Sinn macht. So wie es für dich natürlich ist, am einfachsten geht ohne nachzudenken. Also überleg dir: Wie sieht mein Alltag aus? Wie sehen meine Hobbys aus und wo würde ich danach suchen? Finde da dein System, da gibt es keine Regeln.
8. lange nicht getragen - visuelle Marker
Du hast sicher auch schon von dem Tipp gehört, dass man zu einem bestimmten Zeitpunkt, z.B. zum Jahresbeginn, alle Kleiderbügel umdreht. Also so dass die Öffnung des Hakens zu dir zeigt. Immer wenn du etwas angezogen hast und es aus der Wäsche zurück kommt, hängst du es dann wie gewohnt richtig rum wieder auf den Bügel und zurück.
So siehst du nach einem gewissen Zeitraum den du dir setzt - halbes Jahr ist schlecht, wenn du bisher Sommer- und Wintergarderobe trennst - was du getragen hast und was nicht. Es geht da nicht um ein radikales "das kommt jetzt alles weg, du hattest es ja nicht an" - aber solch ein visueller Marker gibt einen guten Hinweis darauf, wie lange man etwas gar nicht mehr angezogen hat, obwohl man sich beim letzten ausmisten eingeredet hat:
"Das ziehe ich ganz bestimmt bald wieder an!"
Natürlich funktioniert die Kleiderbügelmethode nur für Kleidungsstücke, die du aufhängen kannst. Ich persönlich finde auch, dass es nicht schön aussieht, wenn die Kleiderbügel in verschiedene Richtungen zeigen und es ist etwas kompliziert, die "falschen" Kleiderbügel, herauszufummeln.
Deshalb nutze ich die "Schiebemethode" - dafür machst du einen Kleiderbügel zum Trenner. Dafür kannst du einen andersfarbigen Kleiderbügel verwenden oder ein Band darum binden, so dass er klar der besondere Kleiderbügel wird.
Alles was du getragen hast, hängst du links von deinem Trennerbügel - so wird er immer weiter nah rechts auf der Kleiderstange rutschen. Alles was nach einem Jahr immer noch rechts vom Trennerbügel hängt hattest du also nicht an.
9. Schutz und Frische
Tu deiner Kleidung etwas Gutes. Beschütze Sie vor Motten und verleih ihnen einen angenehmen Duft. Lavendel sowie Zeder mögen die kleinen Schmetterlinge nicht.
Abschluß
Wenn alles gut geklappt hat, sollte dein Wecker klingeln, kurz bevor du fertig bist. Zeit, die du jetzt nutzen solltest, um dein Projekt abzuschließen. Um die aussortierten Dinge an den Ort zu bringen wo sie hingehören, oder zumindest, um sie an die Tür oder ins Auto zu stellen.
Bitte, bitte - leg die Kleidungsstücke mit denen du noch was vorhast (Schneider, färben, selbst umnähen, etc.) nicht zurück in den Kleiderschrank. Sondern dorthin, wo du deine To- do's aufbewahrst, so dass es dir immer wieder ins Auge fällt und dich erinnert und nervt. Und erst dann weggeräumt werden kann wenn es erledigt ist.
Bei mir sind diesmal zusammengekommen: Eine halbe große Ikeatüte voll Spenden,
ein Beutel Altkleider, ungefähr ein Beutel Dinge, die ich zu meiner Schneiderin bringen möchte und ein Beutel Sachen, die ich noch färben möchte. Meine Ergebnisziele sind somit erreicht. Jippieh!
Ich wünsche dir auch viel Erfolg, vor allem aber Spaß bei deinem Kleiderschrankprojekt. Vergiss nicht. Es muss nicht perfekt sein, niemals; nicht beim ersten mal und nicht bei Runde 274 - so lange wir leben und uns kleiden wird das ein ewiger Kreislauf von annehmen und gehen lassen sein.
Alles Liebe,
Deine Sarah
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