"Nein da müssen wir gar nicht dran - Bücher kann ich nicht aussortieren!" Für einige Kunden ist nur schon mein Blick auf das Bücherregal zu viel. Warum es uns so schwer fällt, Bücher auszusortieren.
Bücher vermitteln Wissen
Wir sehen in Zoomcalls zunehmend gut gefüllte Bücherregale hinter unseren Gesprächspartnern. Die erste Assoziation: Die Besitzer dieses Bücherregals müssen viel wissen. In der Außenwirkung senden viele Bücher also das Signal von Belesenheit, Wissen und Intellekt. Dabei wissen wir ja nicht, ob die Bücher auch gelesen und verstanden wurden.
Identität und Sehnsüchte
Nicht nur in der Wirkung nach außen, auch für uns selbst vermittelt eine Vielzahl an Büchern: Ich bin schlau, ich lese, ich bilde mich weiter.
Fachbücher aus dem längst vergangenen Studium können eine Rückversicherung der eignen Anstrengung sein. Wer eine Sammlung von Liebesromanen sein eigen nennt, mag sich als romantisch bezeichnen. Stehen Literaturklassiker dicht an dich im Regal so darf man allgemein von einer guten Allgemeinbildung ausgehen?
Welche Sehnsucht stillen deine Bücher?
Bücher geben Sicherheit
Auch wenn wir heute mit einem Klick oder einem Sprachbefehl nahezu alles nachschlagen können und sogar noch den Vorteil einer weiterführenden Verlinkung genießen können, so füllen noch einige Kilo Brockhaus, Duden und PONS deutsche Regale. "Falls man mal was nachschlagen muss."
Altlasten
Bis zur Industrialisierung des Buchdrucks waren Bücher ein absolutes Luxusgut. Nicht nur der Besitz eines so wertvollen Gutes sondern auch der daraus hervorgehende Wissensvorteil war nur der Oberschicht vorbehalten.
Und auf folgende Tatsache hat mich meine liebe Kollegin Luva Rüggeberg aufmerksam gemacht: Insbesondere die Nachkriegsgeneration hat eine tief verankerte "Bücher darf man nicht wegwerfen" Haltung. Das könnte einem vererbten Bücherverbrennungs-Trauma entspringen.
Du misst den Büchern ihren Wert zu
Ganz unemotional sind Bücher nur Tinte auf Papier. Selbstverständlich steckt dahinter viel Arbeit von Autor:innen, Lektor:innen, eines Verlags sowie jede Menge Ressourcen.
Aber ist es nicht vielmehr deine Erwartungen an das, was das Lesen des Buches mit dir macht, die dich das Buch so wertvoll einschätzen lässt?
Dafür solltest du es aber lesen - das reine Besitzen wird nichts ändern. Das ist ein bisschen wie mit den teuren Laufschuhen die in der hinteren Ecke deines Schuhschranks ihr Dasein fristen. Schau doch gerade mal auf deinen Stapel mit den Büchern, die du noch lesen möchtest - wie lange wirst du bei deinem jetzigen Lesetempo dafür brauchen? Bestellst du mehr Bücher als du liest? Wie wäre es mit einem kleinen Kaufstopp, bis du alles "aufgelesen" hast?
Wenn du es dann gelesen hast kannst du dich fragen, ob du nun das Buch noch besitzen musst. Hast du die Essenz des Buchs verstanden? Setzt du das Wissen in deinem Alltag oder deinem Beruf um? Hat dich das Buch berührt? Was hat das Buch mit dir gemacht? Fühlst du diese Emotion weiterhin nur, wenn das Buch im Regal steht oder kannst du die Erkenntnisse und Weisheiten in deinem Leben replizieren ohne das Buch noch besitzen zu müssen?
Wenn du das Buch noch nicht gelesen hast, frag dich "warum?". Wieviele Bücher stehen im Regal und warten darauf, endlich ihrem Zweck gerecht zu werden? Ist es realistisch, dass du all diese Bücher noch liest? Passen Inhalt, Botschaft und vermittelte Emotionen und Wissen noch zu dir, zu deiner Gegenwart, sind sie - für dich - noch aktuell?
Bücher spenden oder verschenken
Solltest du dich von einigen Büchern trennen können, so bleibt die Frage: Wohin damit? Gibt es in deiner Umgebung eine Büchertausch-Einrichtung? Auf www.wohin-damit.org könnest du fündig werden.
Ich gebe beispielsweise meine aussortierte Belletristik in der örtlichen "Buchschachtel" ab. Dort kann jede:r Bücher abgeben und auch kostenlos Bücher mitnehmen. Dort werden Bücher aller Genres gerne angenommen.
In sogenannten "Bücherschränken" auf öffentlichen Plätzen kannst du Bücher einfach hineinstellen oder dir welche herausnehmen. Hier ist in der Regel aber nur Belletristik erwünscht. Deine Fachbücher, Lexika und Reiseführer wirst du hier nicht los.
Vielerorts nehmen auch Bibliotheken gerne Bücher an. Allerdings werden sie mit Bestsellern und Klassikern geradezu überschwemmt.
Bücher verkaufen
Wenn du nicht gerade super seltene handsignierte Sammlerexemplare besitzt rate ich dir davon ab, Büchern einzeln verkaufen zu wollen.
Ich persönlich bevorzuge wann immer möglich ein schnelles und unkompliziertes "Good bye". Deshalb verkaufe ich meine Bücher bei Momox. Dank der Scanfunktion sind Bücher im Handumdrehen im Verkaufskorb, per Mail erhältst du einen Lieferschein sowie das Versandetikett.
Und dann wäre da auch noch der Flohmarkt. Sei dir aber darüber klar, dass auf einem normalen Flohmarkt die Nachfrage nach Klassikern und Bestellern am größten ist und auch hier spezielle Fachbücher nur schwer loszubekommen sind.
Bücher anordnen
Wenn du dein Lesefutter nun etwas reduziert hast möchtest du es bestimmt auch schön in deinem Bücherregal anordnen. Die konsequente Anordnung nach Farben hat gerade in bildstarken Social Media Plattformen wie Instagram extrem an Popularität gewonnen. Das sieht schön aus und bringt visuell Ruhe und Klarheit ins Regal. Aber praktikabel kann das nur bei einer kleiner Bibliothek sein oder für sehr visuelle Besitzer, die sich gut an Farbe und Größe eines Buches erinnern.
Wie immer beim Ordnung schaffen muss das System zu dir passen, deinem Typ entsprechen und einfach für dich zu handhaben sein.
Die Anordnung nach Themengebieten funktioniert für die meisten Menschen gut. Innerhalb eines Themenbereichs kannst du dann - für mehr Ruhe - nach Farbe und Größe sortieren.
Bücher kaufen
Ich selbst kaufe wann immer möglich Bücher gebraucht in gutem Zustand. Zum einen finde ich das ressourcenschonender, zum andern kann ich dann ohne schlechtes Gewissen meinem Eselsohren-Tick freien Lauf lassen.
Ordentliche liebe Grüße,
deine Sarah
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